Soll eine weitere Schrumpfung des Grünen Praters verhindert werden, so scheint dies nur mit der Einführung einer deutlichen und geschützten Grenzziehung dieses wichtigen innerstädtischen Grün- und Erholungsraumes durchzusetzen. Oder gibt es andere Werkzeuge, mit denen den Verwertungsmechanismen und dem Druck der Immobilien- und Versiegelungswirtschaft Einhalt geboten werden kann?
Im folgenden eröffnen wir eine neue Kleinserie in unseren wöchentlichen Betrachtungen von Kaiserwiese und Grünem Prater, die sich mit historischen, potentiellen, realen und zukünftigen Grenzen dieses Wiener Park- und Freiraumes beschäftigen wird. Auf der folgenden Karte ist eine fiktive Pratergrenze eingezeichnet, die auch bereits bebaute Gebiete mit einbezieht. Diese Karte ist als Ausgangspunkt unserer Analysen und Betrachtungen zu verstehen und wird im Laufe der nächsten Beiträge dieser Serie weiter bearbeitet und geschärft.

Quelle Grundlagenmaterial : http://www.wien.gv.at/stadtplan/
Betrachten wir Kartenmaterial von vor, während oder kurz nach der Donauregulierungsphase um 1875, so fällt auf, dass das, was einmal der Prater werden sollte bereits damals einige Grenzen aufweist, die noch heute in Teilen erhalten sind.
Folgende vier Karten sind aus https://www.boku.ac.at/fileadmin/data/… entnommen.

Wasserbaumaßnahmen (in gelb) im Wiener Raum im 15. und 16. Jahrhundert (Hintergrundkarte: MA 41). /MUOe_02_Hohensinner_u_Hahmann.pdf

Wasserbaumaßnahmen im Wiener Raum im 17. Jahrhundert (Hintergrundkarte: MA 41).

Wasserbaumaßnahmen im Wiener Raum im 18. Jahrhundert (Hintergrundkarte: MA 41).

Wasserbaumaßnahmen im Wiener Raum im 19. Jahrhundert (Hintergrundkarte: MA 41)
Der Donaukanal (1), der bereits ab 1598 als ein regulierter Arm der Donau bezeichnet werden kann, begrenzt die süd-westliche Seite des Praters bis in das Jahr 1978. In diesem Jahr wurde die Ostautobahn vom Knoten Prater bis zur Simmeringer Haide an das praterseitige Donaukanalufer gebaut. (2) Der restliche Uferbereich vom Knoten Prater bis zur Franzensbrücke, die heutige Schüttelstrasse (3) wurde auch bereits 1876 in Betrieb genommen.
Die Donau begrenzt die nord-östliche Seite des Praters, wobei jedoch bereits bei der großen Donauregulierung (4)1875 weitere Bautätigkeiten dazukamen. Der Handelskai (5) und der Hafen Freudenau (6) wurden ausgebaut. Auch hier wurde also eine starre und den Prater vom Donau-Wasser trennende Grenze geschaffen.
Die dritte Grenzlinie auf unserem Ausgangsplan ist die heutige Lassallestrasse. Wir haben das heutige Stuwerviertel mit eingeschlossen, da sich vor seiner Errichtung um 1900, also in klarer Abfolge zu Donauregulierung, hier noch der Bereich des Oberen Praters befand. Dort konnten Feuerwerksdarbietungen der Familie Stuwer besucht werden, die namensgebend für das Viertel waren.
Der Prater stand also immer in starkem Bezug zum Wasser der Donau, bzw des Donaukanales. Diese Beziehung ist heute nicht mehr sehr ausgeprägt. Die heute nurmehr stehenden Gewässer, aus Altarmen der Donau hervorgegangen, sind nur mit technischem und landschaftspflegerischem Aufwand zu erhalten, da auch der Grundwasserhaushalt durch Donauregulierungen verändert wurde. Folgende aus Altarmen der Donau hervorgegangene Gewässer finden wir im Prater: Oberes und Unteres Heustadelwasser, Rosenlacke, Krebsenwasser, Lusthauswasser, Mathnerwasser. Weiters gibt es noch den künstlich geschaffenen Konstantinteich am Fuße des Konstantinhügels.
(1) http://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Donaukanal
(2) https://de.wikipedia.org/wiki/Ost_Autobahn
(3) https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Sch%C3%BCttelstra%C3%9Fe
(4) https://www.stadt-wien.at/gesundheit/umwelt/die-grosse-donauregulierung.html