Protokoll über die Nachbesprechung mit der Bezirksvorstehung (2. Bezirk) zur Wiener Wiesn
von Sabine Edler
Am 21. November 2017 trafen sich die AktivistInnen der „Kaiserwiese für Alle“ zu einer Nachbesprechung zur „Wiener Wiesn“ 2017 mit der Bezirksvorstehung Leopoldstadt. Wie bekannt fand die Großveranstaltung heuer erstmals unter der neuen Grünen Bezirksvorstehung auf der Kaiserwiese statt. „Kaiserwiese für Alle“ hatte an dieser Stelle bereits von den Gesprächen mit der Bezirksvorstehung vor Start der „Wiener Wiesn“ berichtet.
Nachdem dieses Spektakel auf der Kaiserwiese vorüber ist, wollten wir von der Bezirksvorstehung u.a. wissen, ob die heuer etwas strengeren Auflagen seitens der Veranstalter eingehalten wurden und uns natürlich auch über unsere Beobachtungen während der Dauer der „Wiener Wiesn“ austauschen.
Beim Termin anwesend waren neben Bezirksvorsteherin Uschi Lichtenegger noch Adi Hasch und Robert Wallner von den Grünen, der von der „Wiener Wiesn“ beauftragte Baumgutachter und ein Baumbeauftragter der MA 42.
Positiv aufgefallen ist heuer natürlich die Prater Hauptallee, die tatsächlich von Ablagerungen durch Container, LKWs etc. bis auf Ausnahmen fast frei gehalten wurde, ebenso die Tatsache, dass an den Wochenenden die Aufbauarbeiten eingestellt wurden.
Viel Raum wurde im Gespräch dem Baumschutz gewidmet. Der Umgang mit den Bäumen auf der Kaiserwiese und Beginn Hauptallee ist hier (Link zu Fotos) ausreichend dokumentiert.
Erstmals wurde heuer ein Baumgutachter von den Wiesn-Veranstaltern beauftragt, der eigens ein „Begleitendes Baumschutzkonzept“ ausgearbeitet hat, welches das Prinzip der begehbaren Holzstege, die auf Punktstehern angebracht werden, verfolgte. (Angeblich soll der dichteste Steher am Stamm 1,50m Abstand haben). Dadurch entstehe eine Luftschicht zwischen Wiese (Baumwurzeln) und Steg, welcher am Baumstamm auskragend sei.
Unser Drängen auf Einhaltung der Normen bezüglich Baumschutz (Aufstellen von Baumschutzzäunen) wurde damit beantwortet, dass dieses Konzept der Stege besser sei, da es evtl. hinter den eigentlich vorgeschriebenen Baumschutzzäunen Abfallhaufen bzw. Ablagerungen geben könne.
Für die Umsetzung des Konzeptes zeichnete der von der „Wiener Wiesn“ beauftragte Baumgutachter gemeinsam mit dem Beauftragten der MA 42 verantwortlich. Die bei den während der Aufbauarbeiten durchgeführten Begehungen festgestellten Mängel wurden lt. Aussage der beiden alsbald von den Arbeitern behoben. Angemerkt wurde, dass die Durchführung der Auflagen stets und mit viel Ausdauer kontrolliert werden müssen, damit diese auch wirklich eingehalten werden würden. Hinsichtlich der von uns dokumentierten Abluft in die Baumkronen wurde uns von allen Seiten versichert, dass das so bei der nächsten Veranstaltung nicht mehr passieren darf.
Unser Eindruck, dass die Kaiserwiese heuer durch Zelte und Almhütten dichter besiedelt war, wurde uns von seitens der Bezirksvorstehung und der Baumgutachter nicht bestätigt. Allerdings stimmte uns der Baumgutachter der „Wiener Wiesn“ zu, dass man den harten Umgang mit den Grünflächen vor Ort spüre (sehr starke Verdichtung des Bodens), was allgemein auf die Veranstaltungen der vergangenen Jahre zurückzuführen sei.
Zur Verbesserung der Wiesenvitalität wurde hier offenbar seitens der Stadt Wien ein Vorschlag gebracht, die Wiese gänzlich mit einem auflockernden Netz zu durchziehen. Dies könne aber nur eingefügt werden, indem man ca. ½ Meter der Wiese aushebt. Beide Baumgutachter stimmten uns zu, dass dies im Bereich der Bäume vor Ort eine Katastrophe wäre, da man durch die Abgrabungen mit Sicherheit die Baumwurzeln beschädigen würde!
Auf unsere Frage, ob grundsätzlich Ersatzpflanzungen angedacht sind, wurde uns seitens des Baumbeauftragen der MA 42 versichert, dass die MA 42 diese ja eh permanent durchführen. Grundsätzlich hätten aber besonders die Pappeln auf der Kaiserwiese ihre Altergrenze erreicht, sodass man auch nicht mehr sagen könne, ob etwaige Schäden auf die Veranstaltungen zurückzuführen seien. Eine Dokumentation, wie sich der Zustand der Bäume über die Jahre seit Beginn der Wiener Wiesn im Jahr 2011 auf der Kaiserwiese verändert hat, gäbe es lt. Aussage nicht, obwohl auf Nachfragen bejaht wurde, dass jährliche Vitalitätsprotokolle durchgeführt würden. Diese Dokumentation soll also der Öffentlichkeit nicht zugänglich gemacht werden.
Hier stellten wir die Forderungen nach nachvollziehbaren Belegen:
– mit Vitalitätsprotokollen seitens der MA42 über die Bäume auf der Kaiserwiese in der Vergangenheit, jetzt und in Zukunft
– und die Prüfung der Durchlässigkeit des Bodens auf der Kaiserwiese jetzt und in Zukunft.
– die Anregung, auch die Bäume der Hauptallee, die entlang der Kaiserwiese ebenfalls in Mitleidenschaft gezogen wurden (Schwerlastfahrzeuge auf Baumwurzeln und weiteres, siehe Link oben), in das Baumschutzkonzept aufzunehmen.
Thematisiert wurden bei diesem Termin auch noch – zumindest kurz – die Lärm- und Verkehrsituation. Lt. Bezirksvorstehung ging lediglich eine Beschwerde wegen des Lärm ein. Grundsätzlich wären heuer aufgrund der unterschiedlichen Witterungsverhältnisse andere Grätzl betroffen als in den vergangenen Jahren. Angeblich wurden in den Zelten Dämmungen verwendet, um den Lärm etwas abzuschwächen. Mit unseren Wahrnehmungen geht dies allerdings bei weitem nicht konform.
Die Verkehrsituation wurde lt. Bezirksvorstehung besser kontrolliert, die auf der Wiese verbotenerweise parkenden Fahrzeuge wurden verscheucht. Die Taxivorfahrten- bzw. zuweisungen wurden oft nicht eingehalten. Für die Taxis soll es künftig klare Sanktionen geben und bei Nichteinhaltung keine Genehmigungen für eine Taxivorfahrt geben. Wir sprachen an, auch für die Fahrzeuge der Aufbauarbeiten, klare Sanktionen einzuführen, wenn sie auf der Wiese stehen oder fahren.
Auch, dass LKWs bei den Auf- und Abbauarbeiten oft rücksichtslos über Baumwurzeln fahren, den Fußgängerweg blockieren, soll es künftig nicht mehr geben. Die zur Terrorabwehr erstmals aufgestellten Poller waren lt. unserer Beobachtung nach sinnlos, denn die LKWs konnten mühelos durchfahren, um Sachen abzuladen oder anzuliefern.
Am Ende des gemeinsamen Termins wurden uns seitens der Bezirksvorstehung versprochen, unsere Beobachtungen und Fotodokumentation in ihren Besprechungen mit den Wiesn-Betreibern und der Prater Wien GmbH einfließen zu lassen und auch bei den zukünftigen Veranstaltungen auf die Umsetzung und Einhaltung der Auflagen zu achten. Insbesondere die Beauftragung eines Baum“advokaten“ durch die Veranstalter in jedem Jahr der Veranstaltung soll verpflichtend sein.
Abschließend ist unsererseits zu sagen, dass wir das gute Gesprächsklima mit der Bezirksvorstehung zu schätzen wissen. Es ist allerdings sehr frustrierend, dass es ihrerseits keine Pläne gibt, diese Großveranstaltung an einem anderen, passenderen Ort durchzuführen. Angeblich wird diese Veranstaltung von den PraterunternehmerInnen befürwortet und gegen die Stadt Wien und die Prater Wien GmbH, die diese Veranstaltung unbedingt dort haben wollen, gibt es wohl keine ausreichend gewichtige Stimme.
Wir haben uns aber vorgenommen, die Vorgänge auf der Kaiserwiese und Eingang zum Grünen Prater weiterhin genau zu beobachten und zu dokumentieren sowie die Großveranstaltungen auf der Kaiserwiese auch in Zukunft zu bekämpfen!