Wiener Wiesn ahead – Gespräche mit der Prater Wien GmbH

von Sabine Edler
Einigermaßen ruhig war es in den letzten Wochen um die Kaiserwiese. Zwar hat es 2 Veranstaltungen gegeben, die für diesen Ort überdimensioniert und ungeeignet waren (Xavier Naidoo Konzert am 5. Juli 2015 und die Vienna Harley Days vom 16.-19. Juli 2015), aber das ist nichts im Vergleich zu dem, was in den nächsten Wochen wieder auf uns zukommen wird.
Am 24. September 2015 startet wieder die Wiener Wiesn.
Jene unsägliche Großveranstaltung, für die wieder die komplette Zerstörung der öffentlichen Kaiserwiese in Kauf genommen wird. Jene unsägliche Großveranstaltung, die letztes Jahr 46 Tage (davon 18 Tage reine Veranstaltungstage) gedauert hat und für die sich die Hauptallee mitten im Grünen Prater wieder in einen Parkplatz für Container und Hauptverkehrsache für PKW- und Schwerkraftfahrzeuge verwandeln wird. Von den diversen Nebenerscheinungen (verschiedenste Ausscheidungen, Lärm..), die eine Horde von Menschen – letztes Jahr waren es 250.000 – und eine notwendige Infrastruktur für eine Veranstaltung in der Größenordnung in einem Naherholungsgebiet anrichten gar nicht zu sprechen. Und zu guter Letzt darf man in Zeiten wie diesen auch die nur allzu oft falsch interpretierte Heimatbezogenheit und Brauchtumspflege, mit der sich eine Veranstaltung wie diese http://www.wienerwiesnfest.at/ schmückt, hinterfragen.

Unsere BürgerInneninitiative hat sich im Herbst 2014 gegründet, um sich gegen derartige Großveranstaltungen und die zunehmende Eventisierung des öffentlichen Frei- und Erholungsraums Kaiserwiese zu wehren. Über 3.500 Menschen haben uns bei unserem Anliegen unterstützt. Über 3.500 Menschen haben ebenfalls NEIN zum kommerziellen Ausverkauf der Kaiserwiese gesagt. Mit dem Abgang des „Palazzo“, der von November 2014 bis Anfang März 2015 die öffentliche Kaiserwiese belegte, konnten wir einen ersten Erfolg feiern. Doch der harte Brocken, und das war uns von Anfang an klar, ist die Wiener Wiesn. Sie passt ja angeblich so gut zum Wurstelprater.
Viele, durchwegs positive Stimmen für unser Anliegen erhielten wir auch in verschiedenen Medien. Viel wurde und wird auf unserer Facebookseite diskutiert. Doch viel passierte und passiert auch im Hintergrund. So gab es im Frühjahr 2015 einen gemeinsamen Termin mit Verkehrsstadträtin Vassilakou, die „Farce“ BürgerInnenversammlung im April 2015, Ende Mai 2015 ein Gespräch mit der Prater Wien GmbH und im Juni 2015 die Einladung in den Petitionsausschuss. Darüber haben wir auf unserer Website berichtet.

Viele interne Diskussionen gingen dem voraus, ob ein Gespräch mit der Gesellschaft, die für die Vermarktung der Kaiserwiese beauftragt ist, überhaupt Sinn macht. Doch schlussendlich wollten wir uns nicht den Stempel der GesprächsverweigerInnen aufdrücken lassen und haben uns auf das Gespräch eingelassen.
Das Gespräch mit der Prater Wien GmbH verlief durchaus respektvoll, auch wenn rasch klar wurde, dass unsere Interessen weit auseinander liegen. Auf deren Seite die wirtschaftlichen Interessen – wir für den Erhalt des öffentlichen Frei- und Erholungsraums. Zudem wurden die unterschiedlichen Kompetenzen offensichtlich. Für die Kaiserwiese die Prater Wien GmbH bzw. das Umweltressort von Stadträtin Ulli Sima (wegen der eigentlichen Widmung als Park) und für die Prater Hauptallee das Ressort von Verkehrsstadträtin Maria Vassilakou. Und zwischen all dem vermutlich die nicht zu unterschätzende Macht einer Bezirksvorstehung mit den üblichen Totschlagargumenten, dass eine Veranstaltung wie diese ein wichtiger Wirtschaftsfaktor ist und Arbeitsplätze schafft.
Das Gespräch dauerte beinahe 2 Stunden, viel wurde gesprochen über die Ausrichtungen der Veranstaltungen im Prater, Kostenfragen der alljährlichen Wiederherstellung der Wiese durch Rollrasen und Größe und Dauer von Veranstaltungen. Unsere Argumente waren und sind ganz klar – wir haben nichts gegen die kleineren traditionellen Veranstaltungen und ab und an Konzerten, sofern sich diese mit dem Charakter eines Naherholungsgebiets im Einklang befinden. Die Kostenfrage eines Rollrasens stellt sich uns somit nicht, denn eine Großveranstaltung wie die Wiener Wiesn, die die Wiese zerstört und derart massive Auswirkungen für den Grünen Prater hat, gehört nicht an so einen Ort.
Aufhorchen ließ uns allerdings die Mitteilung der Prater Wien GmbH mit der Wiener Wiesn vertraglich gebunden zu sein. Offenbar gibt es hier, im Unterschied zum Palazzo, der nur einen Jahresvertrag hatte und nach dem ökologischen Desaster und wohl auch durch unseren Einsatz heuer nicht verlängert wurde, einen Vertrag über mehrere Jahre.
Wie also einen Konsens mit der Prater Wien GmbH finden? Kann es diesen überhaupt geben?
Die Prater Wien GmbH bekräftigte schließlich bei diesem Gespräch ihre Bemühungen die Zufahrt über die Hauptallee einzuschränken, Ablagerungen zu minimieren und Stehzeiten zu verkürzen. Mit diesen Zusicherungen sind wir aus diesem Termin gegangen.

Seit diesem Treffen Ende Mai haben wir 3 weitere Telefonate mit dem Geschäftsführer der Prater Wien GmbH, Michael Prohaska, geführt. Wir wollten wissen, wie denn nun die konkreten Maßnahmen aussehen würden. Geschäftsführer Prohaska bestätigte diesbezügliche Gespräche mit BV Hora und Wiesn-Geschäftsführerin Wiesner und bekräftigte die ernsthaften Bemühungen aller Beteiligten die überlegten Maßnahmen auch umzusetzen. Welche konkreten Maßnahmen von Seiten der Prater Wien GmbH beabsichtigt sind, wurde uns bislang noch nicht bekannt gegeben.

Doch was heißt das nun für uns? Die negativen Auswirkungen der Wiener Wiesn 2015 werden wir leider nicht verhindern können. Wir werden aber genau beobachten, ob seitens der Prater Wien GmbH heuer tatsächlich ernsthafte Bemühungen stattfinden, zumindest die Hauptallee besser zu schützen und die von dieser Großveranstaltung ausgehenden Störungen auf ein Minimum zu reduzieren. Aber es kann nur ein klitzekleiner Tropfen auf dem heißen Stein sein. Unser langfristiges Ziel kann nur sein, die Abhaltung von derartigen Großveranstaltungen auf der Kaiserwiese zu unterbinden, den weiteren Ausverkauf des öffentlichen Frei- und Erholungsraum Kaiserwiese zu stoppen und das Naherholungsgebiet Grüner Prater zu schützen. Dafür werden wir uns auch weiterhin mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln einsetzen.

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